„Spiritualität und Hypnosystemik“
Seminarleitung
Dr. Gunther Schmidt
Termin
03. – 04. Februar 2023
Thema
In fast allen Psychotherapie-Prozessen spielen Fragen nach dem Sinn des eigenen Lebens und dem Sinn des Lebens generell eine zentrale Rolle. Damit eng verbunden erweist es sich für eine erfüllende, gesunde Identitätsbildung als ebenso entscheidend für Menschen, die eine Psychotherapie aufsuchen, ein für sie stimmiges Bild zu entwickeln dafür, wie sie sich als Individuum eingebettet erleben in eine Sinn-gebende Beziehungsgestaltung zu anderen Menschen und der Welt (Bezogene Individuation).
Viktor Frankl hat im Konzept der Logotherapie ebenso wie die Existenzanalyse u.v.a. detailliert gezeigt, dass sehr viele Symptome, psychische und psychosomatische Probleme in unmittelbarem Zusammenhang mit Sinnkrisen stehen („noogene Neurosen“).
Der Hirnforscher Gerald Hüther z.B. spricht von drei wesentlichen salutogenetischen Ressourcen, die bei der Bewältigung von Stresssituationen (oder Krisen) unterstützen, und Ähnliches findet man auch im Salutogenese-Ansatz (Antonovsky):
Das „Vertrauen in eigene Fähigkeiten“, „Vertrauen in Fähigkeiten anderer“ (psychosoziale Unterstützung) und ein „Vertrauen in vorgestellte Kräfte“, in etwa das Gefühl, eingebettet zu sein, getragen zu werden von etwas Übergeordnetem/ Transpersonalem.
- Es erweist sich dann als sehr bedeutsam für das Gelingen von Psychotherapie, dass Klient*innen darin unterstützt werden, auch die Fragen einer Transzendierung ihres Ich-Erlebens in größere Zusammenhänge hinein für sich so beantworten können, dass sie dadurch ersehnte Sicherheit, Orientierung und Sinn-Erfüllung erleben können. Direkt oder indirekt mündet das in den meisten Fällen ein in die Thematik spiritueller Verbundenheit mit etwas Größerem als dem eigenen Ich, wobei dies keineswegs immer im religiösen Sinne gemeint sein muss.
Nicht selten tun sich mit diesen Fragen in der heutigen Zeit auch viele Therapeut*innen sehr schwer und auch Klient*innen reagieren trotz großer Sehnsucht nach der individuellen Beantwortung solcher Fragen sehr ambivalent darauf.Im Seminar wird mit der ganzen Vielfalt hypnosystemischer Interventionsmöglichkeiten vermittelt, wie man auch diese Fragen mit achtungsvoller Empathie so aufgreifen und nutzbar machen kann, dass Klient*innen dabei wirksam unterstützt werden können,
– ihren einzigartigen individuellen, Gesundheit fördernden Weg dabei zu
entwickeln,
– dabei erfüllende bezogene Individuation zu gestalten und auch
– durch spezifische Imaginations-Interventionen ihr „schlummerndes“ Wissen
darüber zu aktivieren, welches eventuelle spirituelle Erleben für sie stimmigEbenso wird systematisch aufgegriffen, wie Psychotherapeut*innen selbst ihre eigenen Fragen zu spirituellem Sinn in der Interaktion mit Klient*innen beachten und nutzen können. Es wird dabei aber keinesfalls suggeriert, dazu ein allgemeingültiges „Wissen“ oder ähnliche Ideologien zu vermitteln, wie es leider gerade bei diesen Fragen oft fast „marktschreierisch“ behauptet wird, sondern achtungsvoll versucht, Räume zu schaffen dafür, die völlig einzigartigen Haltungen und Erfahrungen zu unterstützen, die für das jeweilige Individuum als passend erlebt werden.
Allgemeine Literatur zum Thema u.a.:
Utsch,M., Bonelli,R., Pfeifer,S. (2018): Psychotherapie und Spiritualität: Mit existenziellen Konflikten und Transzendenzfragen professionell umgehen, Springer Verlag
Hofmann,H., Heise,P. (Hrsg.) (2018): Spiritualität und spirituelle Krisen: Handbuch zu Theorie, Forschung und Praxis, Schattauer
Bucher,A. (2014): Psychologie der Spiritualität-Handbuch, Beltz
Dirnberger, R. (2016): Aufgeklärte Spiritualität und Psychotherapie: Zwei Essays für PsychotherapeutInnEn, United p.c.
Frick,E., Ohls,I. (Hrsg.) (2018): Fallbuch Spiritualität in Psychotherapie und Psychiatrie Taschenbuch, Vandenhoeck & Ruprecht
Juckel,G., Hoffmann,K., (Hrsg.) (2018): Fallbuch Spiritualität in Psychotherapie und Psychiatrie Taschenbuch, Pabst
Methodik:
Theorie, Rollenspiele, Demonstration, praktische Übungen
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